Mediation
6.5.2024

Feedbackkultur

Feedback? Nein, danke.

Kürzlich hat mir jemand gesagt: “Du, jetzt muss ich dir also mal ein Feedback geben”, und wollte gleich loslegen und war dann entsprechend überrascht, als ich geantwortet habe: “Nein, danke – jetzt nicht, vielleicht später.” Das hat mich angeregt, einmal über das Thema Feedback und Feedbackkultur nachzudenken.

Heute herrscht eine regelrechte Feedback-Wut. Alles und jeder wird bewertet und zu allem ein Feedback abgegeben– zum Hotel, zum Einkauf, zum Putzpersonal, zum IT-Supporter. Deshalb glauben viele, sie könnten jedermann über ihre Meinung aufklären, ob bei der Arbeit, in der Familie in Freundschaften oder auch in Beziehungen. Aber ist das überhaupt zulässig? Wann darf ein Feedback erfolgen, wann nicht? Wie gibt man Feedback?

Dazu ein paar Gedanken:

  1. Feedback geben ist kein Menschenrecht. Auch wenn dir etwas auf der Zunge brennt, es ist nicht automatisch dein Recht, alles an jeden loszuwerden – auch wenn es deine Meinung ist. Du hast jedoch jederzeit das Recht auf deine Meinung und kannst diese auch äussern, nur eben nicht unbedingt direkt an den Empfänger.
  1. Die Abgabe eines Feedbacks erfordert das Einverständnis des Empfängers. Deshalb muss zuerst die Frage gestellt werden, ob ein Feedback gewünscht wird. Ist der Feedbacknehmer einverstanden, ist er auch offen, zu reflektieren, besser zu werden und Dinge anzupassen.
  1. Es kommt auf den Kontext an, ob Feedback berechtigt ist oder nicht. Ein Lehrer muss dem Schüler eine Einschätzung abgeben, auch wenn dieser nicht danach fragt. Wichtig ist, dass die Meldung aufbauend und erklärend und nicht abwertend ist.
  1. Feedback ist nicht gleich Kommunikation. Beispielsweise in einer Beziehung ist der Austausch von Gedanken essenziell, das bedeutet aber noch lange nicht, dass man alles ohne zu fragen gleich bewerten und rückmelden darf. Manchmal muss der Rahmen stimmen, damit ein Feedback auch ankommen kann.
  1. Im Arbeitsumfeld ist institutionalisiertes Feedback sinnvoll. Wichtig ist auch hier ein wertschätzendes Klima.  
  1. Feedback sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Jeder, der Feedback gibt, sollte bereit sein, vom Gegenüber auch eines zu erhalten. Sei also bereit auf eine Rückmeldung.
  1. Wichtig erscheint mir, dass Feedback immer ehrlich jedoch nie verletzend ist. Viele verwechseln authentisches Feedback mit Rücksichtslosigkeit. Kritik und Respekt sind kein Widerspruch. Auch die radikalste Ehrlichkeit kann in respektvollem Rahmen abgegeben werden.

"Feedback geben ist kein Menschenrecht"

  1. Zeitpunkt. Vielleicht ist eine Rückmeldung angebracht, jedoch nicht gerade jetzt. Gerade, wenn Emotionen hoch gehen, kommt ein Feedback nicht an, sondern man giesst nur noch mehr Öl ins Feuer.
  1. Selbstreflektion. Weshalb gebe ich Feedback. Will ich einfach etwas loswerden? Bin ich getriggert? Ist mein Feedback überhaupt hilfreich, oder lasse ich es besser sein?
  1. Ich Botschaften. Gib Feedback in der Ich- und nicht in der Du-Form ab. Beispiel: Ich fühle mich durch deine Aussage verletzt. Nicht: Du hast mich verletzt! Das nimmt etwas die Härte aus der Kommunikation.

Wie denkst du darüber? Ich lade dich herzlich ein, mir ein Feedback abzugeben 😊.

Herzlich,

Tom

www.tomhadorn.ch

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